Georg Philipp Telemann
Cantata TVWV 1:854
Ich recke meine Hand aus
Original German Text |
Number in Telemann Vokal Werke Verzeichnis Catalogue: TVWV 1:854
Title: Ich recke meine Hand aus
Cycle: Geistliche Poesien (1714/1715)
1st performance: June 30, 1715
Text written by: Erdmann Neumeister
Text published: 1717
Event: 2.So.n.Trin. / 2nd Sunday after Trinity |
Transcription |
Version in modern German |
Am II. Sonntage nach Trini=
tatis. |
Am 2. Sonntage nach Trinitatis. |
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1 |
ICh recke meine Hand aus den gantzen Tag
zu einem ungehorsamen Volcke / das seinen
Gedancken nachwandelt auf einem Wege/der nicht
gut ist. Esa. LXV, 1. |
Ich recke meine Hand aus den ganzen Tag zu einem ungehorsamen Volke, das seinen Gedanken nachwandelt auf einem Wege, der nicht gut ist.
Jesaja 45, 1 |
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2. Rezitative |
Ihr Menschen / ach ! wo denckt ihr hin ?
Auf welchen weg verführt euch euer Sinn ?
GOtt rufft/daß ihr zu ihm sollt kommen/
So habt ihr euren Gang
Der da=der dort=hin vorgenommen. |
Ihr Menschen, ach! wo denkt ihr hin?
Auf welchen weg verführt euch euer Sinn?
Gott ruft, dass ihr zu ihm sollt kommen,
So habt ihr euren Gang
Der da, der dorthin vorgenommen. |
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3. Coro |
Einer schafft diß / der andre das /
sein’r armen Seel er gantz vergaß/ die=
weil er lebt auf Erden. |
Einer schafft dies, der andre das, sein’r armen Seel er ganz vergas, dieweil er lebt auf Erden. |
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4. Rezitative |
Ist das der Danck/
Den ihr ihm schuldig seyd ?
Er suchet eure Seeligkeit :
Das wollt ihr nicht erkennen.
Und lieber ins Verderben rennen.
O unaussprechlich toller Wahn !
Wie könnt ihr so bezaubertseyn /
Euch umb die Eitelkeit so ängstlich zu bemühen ?
UndAcker/Ochsen/Weib dem Himmel vorzuzieh ?
Ach blickt doch in die Hölle nein/
Ihr seyd derselben nah/
Und höret die Verdammten an/
Wie da
Mit Zeter/Ach und Weh der gantze Hauffe schreyt :
Versäumt/versäumt ist alle Gnaden=Zeit !
Versäumt in Ewigkeit. |
Ist das der Dank,
Den ihr ihm schuldig seid?
Er suchet eure Seligkeit:
Das wollt ihr nicht erkennen.
Und lieber ins Verderben rennen.
O unaussprechlich toller Wahn!
Wie könnt ihr so bezaubert sein,
Euch um die Eitelkeit so ängstlich zu bemühen?
Und Acker, Ochsen, Weib dem Himmel vorzuziehe?
Ach blickt doch in die Hölle nein,
Ihr seid derselben nah,
Und höret die Verdammten an,
Wie da
Mit Zeter, Ach und Weh der ganze Haufe schreit:
Versäumt, versäumt ist alle Gnadenzeit!
Versäumt in Ewigkeit. |
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5. Aria |
Was thäten die Verdammten nicht/
Wenn sie noch könten seelig werden ?
Dir aber scheint das Gnaden=Licht/
Der du noch lebest auf der Erden.
So sorge doch/ weils annoch Zeit /
Mit Ernst vor deine Seeligkeit. |
Was täten die Verdammten nicht,
Wenn sie noch könnten selig werden?
Dir aber scheint das Gnaden Licht,
Der du noch lebest auf der Erden.
So sorge doch, weil‘s annoch Zeit,
Mit Ernst vor deine Seligkeit. |
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6. Rezitative |
Er gieng‘ es nach des Höchsten Willen/
So würde nur der Teufel gantz allein
Mit seiner bösen Engel Heer
Den Schlund der Höllen füllen/
Und nimmermehr
Kein Mensch verdammet seyn.
Denn alle sind durch Christi Blut erlöst/
Und allen ist der Himmel aufgeschlossen.
Doch weil der Mensch die Gnade von sich stösst /
Und machet sich zu Belials=Genossen/
So trägt er gleiches mit davon.
Denn wer dem Teufel dient/empfängt des Teufels
Lohn. |
Erging‘ es nach des Höchsten Willen,
So würde nur der Teufel ganz allein
Mit seiner bösen Engel Heer
Den Schlund der Höllen füllen,
Und nimmermehr
Kein Mensch verdammet sein.
Denn alle sind durch Christi Blut erlöst,
Und allen ist der Himmel aufgeschlossen.
Doch weil der Mensch die Gnade von sich stößt,
Und machet sich zu Belials Genossen,
So trägt er gleiches mit davon.
Denn wer dem Teufel dient, empfängt des Teufels Lohn. |
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7. Aria |
Ach Mensch/bedencke doch das Letzte.
Und wie es ewig gehen wird !
Zwey Wege stehen da nur offen :
Der eine geht zur Himmels Ruh ;
Der andre nach der Hölle zu/
Wohl dem/der jenen hat getroffen !
Und wehe dem/ der sich verirrt !
Ach Mensch bedencke doch das letzte/
Und wie es ewig gehen wird/ |
Ach Mensch, bedenke doch das Letzte.
Und wie es ewig gehen wird!
Zwei Wege stehen da nur offen:
Der eine geht zur Himmels Ruh;
Der andre nach der Hölle zu,
Wohl dem, der jenen hat getroffen!
Und wehe dem, der sich verirrt!
Ach Mensch bedenke doch das letzte,
Und wie es ewig gehen wird. |
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8. Coro |
HERR/lehr mich stets mein End
bedencken / und / wenn ich einsten ster=
ben muß / die Seel in JEsu Wunden
sencken / und ja nicht sparen meine
Buß. Mein GOtt / ich bitt durch
Christi Blut / machs nur mit meinem
Ende gut. |
Herr, lehr mich stets mein End bedenken
und wenn ich einsten sterben muss,
die Seel in Jesu Wunden senken
und ja nicht sparen meine Buß.
Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut,
mach‘s nur mit meinem Ende gut. |
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To the most venerable and most gracious Ms. Grażyna Banduch I dedicate the transcription and the modernized version of the text. |
Najczcigodniejszej i najłaskawszej Pani Magister Grażynie Banduchównie poświęcam transkrypcję oraz wersję uwspółcześnioną tekstu. |
Text contributed by: Marc Roderich–Pfau
Transcription by: Filip Adam Zieliński
Version in modern German by: Filip Adam Zieliński
Autor transkrypcji i wersji we współczesnym języku niemieckim: Filip Adam Zieliński (April 2020)
e-mail: mailto:f.a.zielinski@interia.pl
Contributed by Filip Adam Zieliński (October 2020) |