Georg Philipp Telemann
Cantata TVWV 1:758
Herr Jesu Christ, ich schrei zu dir
Original German Text |
Number in Telemann Vocal Werke Verzeichnis Catalogue: TVWV 1:758
Title: Herr Jesu Christ, ich schrei zu dir
Cycle: Geistliches Singen und Spielen (1710/1711)
First performance: March 1, 1711
Text written by: Erdmann Neumeister
Text published: 1711
Event: 2. Sonntag der Passionszeit / Reminiscere (2nd Sunday in Lent) |
Transcription |
Version in modern German |
HErr JEsu Christ ich schrey zu dir/
Aus hochbetrübter Seele.
Dein Allmacht laß erscheinen mir/
Und mich nicht also quäle!
Viel grösser ist die Angst u Schmertz/
So anficht und turbirt mein Hertz/
Als daß ichs kan erzehlen.
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1.
Herr Jesu Christ, ich schrei zu dir,
Aus hochbetrübter Seele.
Dein Allmacht lass erscheinen mir,
Und mich nicht also quäle!
Viel grösser ist die Angst und Schmerz,
So anficht und turbiert mein Herz,
Als dass ich‘s kann erzählen. |
Ach ! JESU/ ach !
Ich bin von Seuffzen müde/
Von Ruffen matt
Und schwach
Auf meiner Lager=Statt/
Die voller Thränen schwimmt /
Empfind ich weder Ruh noch Frieden/
Weil meine Noth kein Ende nimmt.
Legt man den Jammer/den ich trage/
Auf eine Waage/
So überwiegt er an der Schwere/
Den Sand am offenbahren Meere.
Ach Centner=Last! ach eifern Joch !
Das meine Seele drücket/
Und alle Krafft in mir ersticket !
Was biethet sich nun noch
Zu meinem Troste dar/
Da GOtt so strenge handelt ?
Ach ! ach ! er ist mir gantz und gar
In einem Grausamen verwandelt !
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2. Rezitativ
Ach! Jesu, ach!
Ich bin von Seufzen müde,
Von Rufen matt
Und schwach
Auf meiner Lagerstatt,
Die voller Tränen schwimmt,
Empfind ich weder Ruh noch Frieden,
Weil meine Not kein Ende nimmt.
Legt man den Jammer, den ich trage,
Auf eine Wage,
So überwiegt er an der Schwere,
Den Sand am offenbaren Meere.
Ach Zentnerlast! ach eifern Joch!
Das meine Seele drücket,
Und alle Krafft in mir ersticket!
Was bietet sich nun noch
Zu meinem Troste dar,
Da Gott so strenge handelt?
Ach! ach! er ist mir ganz und gar
In einem Grausamen verwandelt ! |
Laß dir doch dein Hertze brechen !
JEsu/ kennst du dich nicht mehr?
Bist du nicht das Heyl der Armen?
Reich am Trösten und Erbarmen?
Warum läst du mich dann leer?
Ach ! was soll ich weiter sprechen?
Laß dir doch dein Hertze brechen.
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3. Arie
Lass dir doch dein Herze brechen!
Jesu, kennst du dich nicht mehr?
Bist du nicht das Heil der Armen?
Reich am Trösten und Erbarmen?
Warum läst du mich dann leer?
Ach! was soll ich weiter sprechen?
Lass dir doch dein Herze brechen. |
Verdörrt ein Ost=Wind Feld und Au/
So kühlet sie ein frischer Thau/
Die Hitze drücket Grass und Blumen nieder/
Doch sie erfrischt ein Regen wieder.
Thürmt sich ein Ungewitter auf/
So scheint die Sonne drauf.
Es ist auch keine Nacht/
So schwartz und dunckel nicht/
Es folget doch das Morgenlicht/
Das alles helle Macht.
Bey mir nur ist das Leiden ohne massen.
Der HErr hat mich verlassen !
Der HErr hat mein vergessen !
Bin ich dein Kind/
Und du bist väterlich gesinnt ?
So laß mich doch das Brodt der Gnaden essen.
Und schreibet du mich nicht ins Buch der Kindschafft ein ;
So will ich gern ein Hund / ja noch geringen/ seyn.
Wirff mir nur einen Brocken zu/
So hab ich schon genug zu meiner Hertzens=Ruh.
Ach JEsu/ JEsu/ dich hab ich umfast.
Wie schwach ich bin/ laß ich dich dennoch nicht/
Biß daß dein Mund zu meiner Seelen spricht :
Nun so geschehe dir / wie du geglaubet hast.
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4. Rezitativ
Verdorrt ein Ostwind Feld und Au,
So kühlet sie ein frischer Tau,
Die Hitze drücket Grass und Blumen nieder,
Doch sie erfrischt ein Regen wieder.
Türmt sich ein Ungewitter auf,
So scheint die Sonne drauf.
Es ist auch keine Nacht,
So schwarz und dunkel nicht,
Es folget doch das Morgenlicht,
Das alles helle Macht.
Bei mir nur ist das Leiden ohne maßen.
Der Herr hat mich verlassen!
Der Herr hat mein vergessen!
Bin ich dein Kind,
Und du bist väterlich gesinnt?
So lass mich doch das Brodt der Gnaden essen.
Und schreibet du mich nicht ins Buch der Kindschaft ein;
So will ich gern ein Hund, ja noch geringen, sein.
Wirf mir nur einen Brocken zu,
So hab ich schon genug zu meiner Herzensruh.
Ach Jesu, Jesu, dich hab ich umfasst.
Wie schwach ich bin, lass ich dich dennoch nicht,
Bis dass dein Mund zu meiner Seelen spricht:
Nun so geschehe dir, wie du geglaubet hast. |
Dennoch bleib ich stets an dir/
Trost und Hülffe muss ich finden.
Stoß mich weg ; ich gehe nicht.
Sondern meine Zuversicht
Wird sich fester um dich winden.
Und besteh auf der Begier :
Dennoch bleib ich stets an dir.
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5. Arie
Dennoch bleib ich stets an dir,
Trost und Hilfe muss ich finden.
Stoß mich weg; ich gehe nicht.
Sondern meine Zuversicht
Wird sich fester um dich winden.
Und besteh auf der Begier:
Dennoch bleib ich stets an dir. |
Psalm. CXLV. v. 18. 19.
Der HErr ist nahe allen/ die ihn anruffen/ allen die ihn mit Ernst anruffen. Er thut / was die Gottesfürchtigen begehren/ und höret ihr Schreyen/ und hilfft ihnen.
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6. Chor
Psalm 145,18-19
Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen, allen die ihn mit Ernst anrufen. Er tut, was die Gottesfürchtigen begehren, und höret ihr Schreien, und hilft ihnen. |
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Transcription and version in modern German dedicated to Ms. Grażyna Banduch |
Transkrypcja oraz wersja we współczesnym języku niemieckim dedykowana p. mgr Grażynie Banduch |
Text contributed by: Marc Roderich–Pfau
Transcription by: Filip Adam Zieliński
Version in modern German by: Filip Adam Zieliński
Autor transkrypcji i wersji we współczesnym języku niemieckim: Filip Adam Zieliński (September, October 2018)
e-mail: mailto:f.a.zielinski@interia.pl
Contributed by Filip Adam Zieliński (October 2018) |