Number in Telemann Vokal Werke Verzeichnis Catalogue: TVWV 1:550
Title: Fleuch der Lueste Zauberauen
First performance: March 10, 1726
Instrumentation: voice, violin, continuo
Language: German
Movements: 3
Text written by: -
Text published: 1726
Event: Invokavit (1st Sunday in Lent) |
Fleuch der Lueste Zauberauen,
die der Seelen Hecken sind.
Denke, Mensch, dass Gift und Schlangen
hier an allen Blumen hangen.
Selig, wer ihr falsches Prangen
durch den Reiz nicht lieb gewinnt. |
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Das Fleisch, das stets dem Geiste widersteht,
sucht in Ersaettigung der wilden Leiden schaften,
und also bloss in Luesten dieser Zeit,
die Fuelle seiner Seligkeit;
es kraenket sich, so bald es wiedrig geht;
wenn Mangel, Schimpf und Schmerz sich nahen,
so zagt es und vierzweifelt fast
bei dieser ihm zu schweren Last.
Wer aber durch das Geistes Kraefte
die fleischlichem Geschaefte
zum toeten sich bestrebt,
und stets bemuehet lebt,
die Gnade Gottes nicht vergeblich zu empfahen,
der Schauer nicht nach diesem Leben
und weiss, ihm wird‘ erst dort sein festes Glueck gegeben.
Drum ist er willig und bereit, durch Gott die schwer’sten Plagen,
ob gleich das Fleisch sich straeubt, doch demutsvoll zu tragen;
in Truebsal, Not und Angst, in Aufruhr, Schlaeg und Banden
und was nur sonst den aeusern Menschen schwaecht,
er weis’t er sich, als Gottes Knecht:
so wird ihm auch mit List und Heucheln
die Welt vergebens schmeicheln;
er bleibt, in Ehr und Schanden,
in gut und schmaehlichem Geschrei,
so mancherlei sein Stand, doch allzeit einerlei. |
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Zuletzt wird Fleisch und Angst, erliegen,
der Sieger folget nachdem Kriegen
und nach dem Siege, Kranz und Reich.
Ein Kranz, den, nichts verwelklich machet,
ein Reich, wo Fried und Wonne lachet,
beglueckte Kaempfer, freuet euch! |
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