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Cantata BWV Anh 7
Heut ist gewiß ein guter Tag
Original German Text

Event: Birthday of Prince Leopold of Anhalt-Cöthen
Text: Christian Friedrich Hunold (Menantes) or Christian Friedrich Henrici (Picander) (1718-1721)
Status: Music lost
Characters: Sylvia, Phillis, Thyrsis

 

Original German Text

   

1

Recitativo (Sylvia, Phillis)

   
       
 

Sylvia:
Heut is gewiß ein guter Tag:
Mir ist so wohl, ich weiß mich nicht zu lassen,
Ich kan mich kaum vor Freuden fassen,
Die ich nicht nennen mag.

   
 

Phillis:
Auch meine Lust ist ungemein,
Der heut'ge Tag muß recht glückseelig seyn.

   
 

Sylvia:
So bin ich nicht im frohen May gewesen.

   
 

Phillis:
Und in der grünen Felder-Pracht,
Die alle Sinnen freudig macht,
Hab' ich die Blumen nie gelesen
Mit so vollkommner Lust,
Die jetzt in meiner Brust;
Da doch der Schnee die Hütten deckt.

   
 

Sylvia:
Wenn die Vergnügung drinnen steckt,
So muß sie unsre Hertzen rühren,
Es mag sonst schneyen oder frieren.

   
       

2

Aria

   
       
 

1. [Sylvia]:
Ein vergnügt und ruhig Leben
Ist das beste dieser Zeit.
In den Feldern, in den Auen
Ists nicht schöneres zu schauen,
Als des Hertzens Fröligkeit.

   
 

2. Phillis:
Unsers Hertzens liebste Weide
Bleibet wohl vergnügt zu seyn.
Aber von des Himmels Güte,
Daphnis edlestem Gemüthe

   
 

Kommet unsre Lust allein.

   
       

3

Recitativo (Sylvia, Phillis)

   
       
 

Sylvia:
Du redest recht:
Nur Gott und Daphnis edles Leben
Kan uns so viel Freude geben.
Gewiß es sah' um uns sehr schlecht,
Als noch im Frühlings-Schein
Den grossen Daphnis was befallen.
Man hörte nichts, als Klagen, Schmertz und Pein
Durch Wald und Felder schallen.

   
       
 

Phillis:
Man hing die Flöthen hin.
Man saß mit recht betrübten Sinn.
Auch in den allerschönsten Auen
War schon nichts schönes mehr zu schauen,
Da Daphnis Leben in Gefahr.

   
 

Sylvia:
Ein jeder Schäffer in dem Lande
Der dazumahl halb tod vor Schrecken war,
Sprach sonder Trost: Weh unserm Hirten-Stande,
Wenn Daphnis uns nicht weiter schützt,
Wenn seine Klugheit, Gnad und Güte,
Wenn sein gerecht-und tugendhafft Gemüthe,
Nicht unsre Wohlfahrt unterstützt.

   
 

Phillis:
Wenn Daphnis Geist von uns gewichen,
So wären wir mit Ihm erblichen.

   
 

Phillis, Sylvia:
Doch so erfreuet unsre Brust,
Dich aller Hirten Aug und Lust,
Dich holden Daphnis in den Auen
Gesund, vergnügt und wohl zu schauen.

   
 

Sylvia:
Mit Anmuth sieht man Ihn
Durch Büsch' und Felder ziehn,

   
 

Phillis:
Kein Wild vermag Ihm zu entgehen,
Kein Vogel ist zu schnell vom Flug,
Kein Reh ist Ihm geschwind genug.
Es ist mit Lust zu sehn,
Wenn, da Er an dem Rohre schnellt,
Gleich alles niederfällt.

   
       

4

Aria

   
       
 

Phillis:
Jagen ist ein groß Ergetzen
Und des Edlen Daphnis Lust.
Wenn die flüchtgen Rehen springen,
Wenn von manchem frohen Thon,
Wald und Felder wieder klingen,
Denn so lachet unsre Brust.
Jagen ist ein groß ergetzen
Und des Edlen Daphnis Lust.

   
       

5

Recitativo (Thyrsis, Phillis)

   
       
 

Thyrsis:
Ihr singt von Jagen und von Lust?
Gar recht, nichts als Ergetzen,
Und was uns mag in Wonne setzen,
Sey uns bewust:
Denn dieser Tag ist ungemein.

   
 

Phillis:
Er muß besonders glücklich seyn.
Wir sind vergnügt und schertzen,
Und wissen nicht, was unsern Hertzen
Noch gutes heut begegnen wird.

   
 

Thyrsis:
Noch gutes? Es soll Daphnis leben!
So jauchzet itzund jeder Hirt.
Heut ist der Tag, an dem ihm Gott gegeben.

   
 

Sylvia:
O angenehmste Stunde!

   
 

Phillis:
Willkommen liebster Tag!
Wer lehret mich, wie ich mit frohen Munde
Den schönsten Daphnis preisen mag.

   
 

Sylvia:
Es ahnte mir.

   
 

Phillis:
Mir sagte gleich das Hertz,

   
 

Es müssen unsre Fröligkeiten

   
 

Was grosses nur bedeuten.

   
 

a 2.:
O auserkohrnes Licht,
Das itzt durch unsre Fluhren bricht.

   
 

Sylvia:
Wie mögen wir uns wohl hierbey erweisen?

   
 

Thyrsis:
Auf! Last uns Gott und Daphnis preisen.

   
       

6

Aria a 3

   
       
 

Sylvia, Phillis, Thyris:
Auf! {lobet/dancket} dem {gütigsten/herrlichsten} Gott,
Der unseren {edelsten/theuresten } Daphnis bekrönet,
Ihn {vergnügt/gesund } und wohl zu sehn,
Ist des Landes Wohlergehn,
Wo alles anjetzo von {Jauchzen/Freuden } erthönet.
Auf! {lobet/dancket} dem {gütigsten/herrlichsten } Gott,
Der unseren etc.

   
       

7

Recitativo (Thyrsis, Phillis, Sylvia)

   
       
 

Thyrsis:
So schencket nach dem Leiden
Der Himmel tausend Freuden.
So können wir anitzt vergnügter seyn,
Als wie in Frühlings-Schein.

   
 

Phillis:
Wo Daphnis ist, den alles liebt,
Den alles ehret,
Dem dieser Ruhm nächst Gott gehöret,
Daß Er uns Fried und Wonne giebt.

   
 

Sylvia, Phillis:
Wo Daphnis ist, beglückter Hirten-Stand,
O seelig Land,
Das unter seiner Gnade schwebet!

   
 

Sylvia, Phillis, Thyrsis:
Wo Daphnis lebet,
Da wird aus Nacht
Ein Freuden-Tag gemacht.

   
 

Thyrsis, Phillis:
Da hört man nichts von Drangsahl und Beschwerden,
Da muß durch seine Gütigkeit
Durch seine Huld und freundlichsten Geberden
Die rauhe Winters-Zeit
Zum schönsten Frühling werden.

   
       

8

Aria

   
       
 

Sylvia:
Der Himmel lachet mit Vergnügen,
Und überschneyet uns mit Lust.
So viel von oben Flocken Fallen,
So viel soll Daphnis Ruhm erschallen,
So vieles Wohl beglücke seine Brust.
Der Himmel lachet mit Vergnügen
Und überschneyet uns mit Lust.

   
       

9

Recitativo (Thyrsis, Phillis, Sylvia)

   
       
 

Thyrsis:
Denn wird es wohl um unsre Hütten stehen,
Wenn unser Ober-Hirt
Bey lauter Wohlergehen
Recht grau von hohen Alter wird.

   
 

Phillis:
Wenn Er die schönste Schäferin,
Die von so klug-und tugendhafften Sinn,
Von holden Sitten, edlem Wesen,
Kurtz: die so angenehm als wie Er selber ist,
Wenn Er dieselbe sich erkiest.

   
 

Sylvia:
Wenn Er sich die zu allen Wohl erlesen.

   
 

Sylvia, Phillis:
Denn grünen unsre Felder,
Denn prangen unsre Wälder.

   
 

Thyrsis:
Denn wird, wenn Daphnis nur beglückt,
Das Land von Freuden gantz entzückt.

   
 

Phillis:
Denn spielt der Schäffer in den Matten,

   
 

Sylvia:
Denn schertzt er in dem kühlen Schatten,

   
 

Thyrsis:
Denn singet er, daß Wald und Feld erklingt
Von allem Heil, das Daphnis Gnade bringt.

   
       

10

Aria (Tutti)

   
       
 

Schönster Tag, beliebte Stunde,
Kommet offt erwünscht zurück.
Weil noch weiche Hirten singen,
Soll der {schönste/liebste }Nam' allein
Echo dein Vergnügen seyn,
Daphnis muß nur wieder klingen,
Lebe Daphnis unser Glück.
Schönster Tag beliebte Stunde,
Kommet offt erwünscht zurück.

   

--

Contributed by Aryeh Oron (September 2005)

Cantata BWV Anh 7: Details
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Last update: Thursday, September 22, 2022 03:44