Geistliche Ode BWV Anh 32
Getrost mein Geist, wenn Wind und Wetter krachen
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Original German Text |
Singstimme, Basso continuo |
1 |
Getrost mein Geist, wenn Wind und Wetter krachen
Lust und Verdruß, Gewölk und Sonnenschein,
die schauet man in stetem Wechsel sein:
Ein jeder Sturm versenkt nicht unsern Rachen.
Wer Rosen ohne Dorn ihm vor die Augen stellt,
der kennet noch nicht recht den Garten dieser Welt. |
2 |
Gedult verzehrt den Eyter fauler Wunden,
Und Ungedult verderbt, und heilet nicht;
Ein rauhes Wort so aus dem Herzen bricht,
Verwehret nicht den Einbruch böser Stunden;
Vernunfft muss allezeit bey unserer Arbeit stehn,
Und von dem Seuffzen wird kein Feind zurücke gehn. |
3 |
Sich Tag und Nacht mit den Gedancken plagen,
Entdecket nur, und stillt nicht unsre Noth,
Man macht sich schwach, und sezt sich gegen GOtt;
Kein Kluger soll sein eigen Herze nagen.
Wer durch den Kummerzahn ihm Marck und Safft verzehrt,
Hat nur den Feinden Zeug zur Höhnerey gewährt. |
4 |
Der Himmel läßt sich nicht durch Murren zwingen,
Was er uns giebt, ist keine Schuldigkeit,
Er, und nicht wir, erkennt die rechte Zeit,
Wenn unser Schweiß soll rechte Früchte bringen.
Uns kömmt das Säen zu, die Ernte steht bey GOTT,
Er kennt alleine nur die Endschafft unser Noth. |
5 |
Wer sich bestillt, und alles GOtt befiehlet,
Hat vor sein Schiff den besten Steuermann;
Wir greifen offt das Ruder unrecht an,
Und wissen nicht, wohin der Himmel zielet.
Wir ruffen offtermals: Wer hilfft uns? Wir vergehn,
Wenn wir vom Sturm befreyt zu nechst dem Hafen stehn. |
6 |
Der Sturm will selbst uns offt in Hafen lencken,
Und dient uns mehr als heller Sonnenschein;
Offt flößt ein Gifft uns die Gesundheit ein.
Ein Etwas hilfft, darauf wir nicht gedencken.
Der vor der Wermuth sich nicht allzusehr entsezt,
Wird vor dem Honigseim alleine werth geschätzt. |
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Contributed by Aryeh Oron (July 2010 - October 2023) |
Geistliche Ode BWV Anh 32 :
Text: German-5 | Translations: |